Bahnen in und um Heidelberg      07.05.23

Was bieten Heidelberg und Umgebung dem Freund des Schienenverkehrs? Neben den Strecken der Deutschen Bahn AG finden wir hier zwei nichtbundeseigene Eisenbahnen und natürlich die Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH mit ihrer besonderen Attraktion, der Bergbahn (Standseilbahn). Die Werks- und Feldbahnen in der näheren Umgebung sind mittlerweile weitgehend verschwunden.


Deutsche Bahn AG

Seit 1840 ist die Eisenbahn in Heidelberg präsent. Der heutige Hauptbahnhof stammt aus dem Jahr 1955. Leider befindet sich "die Bahn" in den vergangenen Jahren auch hier stark auf dem Rückzug und viele Bahnanlagen (Betriebswerk, Rangierbahnhof, Güterbahnhof mit Güterstrecken) wurden mittlerweile stillgelegt. Andererseits wurden für die S-Bahn neue Haltepunkte gebaut und die bestehenden Stationen modernisiert; im November 2006 wurden in Heidelberg ein neues Stellwerk, eine neue Abstellanlage und ein zusätzliches Bahnsteiggleis im Hauptbahnhof in Betrieb genommen.

 

Vor dem ehemaligen Bahnpostamt in Heidelberg begegnen sich zwei Generationen des Triebwagen-Schnellverkehrs: der ehemalige US-Salon-VS/VT 908 801 / 608 801 (hinten) und ICE-3-Triebzug 331 mit 403 031 an der Spitze als ICE 717 nach Stuttgart (6.2.2003).

 

Im Dezember 2017 haben die Twindexx-Vario- Doppelstockzüge die lokbespannten Züge als Regionalbahnen aus Frankfurt abgelöst. Hier noch die 146 118 vor RB 36247 bei der Einfahrt nach Heidelberg Hbf, 30.11.2004.

 

Am 14.12.2003 startete die S-Bahn Rhein- Neckar. Hier auf Gleis 8 ein Zug der S3 nach Karlsruhe mit 425 225 an der Spitze, aufgenommen am 15.12.2003.


Nichtbundeseigene Eisenbahnen

Oberrheinische Eisenbahn-Gesellschaft AG (OEG) / MVV OEG AG / MVV Verkehr GmbH / Rhein-Neckar-Verkehr GmbH Linie 5:

Seit 1890 gibt es die meterspurige Eisenbahn in Heidelberg. Hier war einst der Mittelpunkt des Güterverkehrs der OEG. Davon ist heute nichts mehr geblieben, dafür ist die Bahn mit ihren Stadtbahnfahrzeugen mittlerweile als Linie 5 fest in das Straßenbahn- Liniennetz integriert und fährt tagsüber im Zehnminutentakt. Seit Verschmelzung mit der MVV Verkehr AG zum 16.3.2010 gibt es das Eisenbahnunternehmen nicht mehr. Die Betriebsführung der OEG  war bereits zum 1.3.2005 an die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) übergegangen.

 

Triebwagen 5761 und 5762 der rnv GmbH (Variobahnen vom Typ RNV 6) an der Haltestelle “Heidelberg Hbf West” (3.9.2019).

Südwestdeutsche Verkehrs-AG (SWEG):

Südöstlich von Heidelberg betrieb die SWEG die Nebenbahn Meckesheim - Aglasterhausen (Pachtstrecke 1982 bis 2009) und die davon abzweigende Strecke Neckarbischofsheim - Hüffenhardt. Letztere wurde zum 1.8.2009 stillgelegt (ab 13.6.2010 Wiederaufnahme des Betriebs an Sonn- und Feiertagen), wie zuvor bereits die südlich von Heidelberg gelegenen SWEG-Bahnen Wiesloch - Waldangelloch und Wiesloch - Schatthausen (- Meckesheim). Sowohl von Wiesloch als auch von Meckesheim her gab es zeitweilig nach Heidelberg durchlaufende Züge.

SWEG VT 120 

Für die Strecke Meckesheim - Aglasterhausen beschaffte die SWEG Triebwagen vom Typ NE 81. Hier ist VT 120, im Auftrag der damaligen Bundesbahn als Nahverkehrszug nach Meckesheim eingesetzt, im Heidelberger Hauptbahnhof zu sehen.


Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH (HSB, Infrastruktur) / Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (Fahrzeuge / Betrieb)

Seit 1885 gab es in Heidelberg eine Pferdebahn, die 1902 von der elektrischen Straßenbahn abgelöst wurde. Der Heidelberger Straßenbahnbetrieb war einst für seine Überlandlinien bekannt; diese wurden fast alle stillgelegt. Neben dem umfangreichen Linienbusverkehr gibt es fünf Straßenbahnlinien. Der Ausbau des Netzes ist politisch heftig umstritten. Mit knapper Mehrheit wurde vom Gemeinderat im September 2001 der Bau einer neuen Strecke vom Römerkreis in den Stadtteil Kirchheim beschlossen. Baubeginn war im Sommer 2004, die Eröffnung fand im Dezember 2006 statt. 2017 und 2018 wurden Streckenabschnitte durch den neuen Stadtteil “Bahnstadt” eröffnet. Der Wiederaufbau der Strecke nach Schwetzingen wurde bei einer Bürgerbefragung in Plankstadt abgelehnt. Die Straßenbahnerschließung des Neuenheimer Feldes (Klinikum, Universitätsinstitute) ist nach einer Klage der Universität vor Gericht gescheitert.

Die Betriebsführung des Straßenbahn- und Busbetriebs ging zum 1.3.2005 an die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) über.

Sehenswert ist die
Bergbahn. Dabei handelt es sich um zwei voneinander unabhängige Standseilbah- nen: die Molkenkurbahn (Kornmarkt - Schloß - Molkenkur), ursprünglich 1890 erbaut und 1962 sowie 2004 komplett erneuert, und die noch weitgehend im Ursprungszustand von 1907 erhaltene König- stuhlbahn (Molkenkur - Königstuhl). Die Königstuhlbahn wurde am 30.4.2003 stillgelegt, die Molken- kurbahn am 31.10.2003. Beide Bahnen sind am 23.3.2005 wieder in Betrieb gegangen. Zuvor war die Molkenkurbahn erneuert und die Königstuhlbahn behutsam modernisiert worden.

Fahrzeugparade 

Fahrzeugparade im Betriebshof: Schleifwagen 200, 4x-Tw 44, 2x-Tw 80, ein M8C und zwei MGT-6-Niederflurwagen (19.4.1998). Der GT6, der das Erscheinungsbild des Betriebes in den letzten drei Jahrzehnten geprägt hat (hier nur als Arbeitswagen zu sehen) ...

HSB 239+232, Christuskirche 

...wurde seit Ende 1999 auch und seit Mai 2003 ausschließlich in Doppeltraktion mit Vielfachsteuerung eingesetzt. Hier die GT6 230+243 als Doppeltraktion Nr. 291 (4.10.2005). Aus dieser Fahrzeuggeneration sind heute nur noch die Achtachser 202 und 204 in Betrieb.

 

Seit April 2003 sind die siebenteiligen Vario- bahnen RNV 8 im Einsatz, von denen die HSB acht Stück besitzt. Hier Wagen 278 am 20.6.2003 auf der Eisenbahnbrücke in der Rohrbacher Straße, noch vor deren Erneuerung und dem Bau der neuen Straßenbahnhaltestelle “S Weststadt/ Südstadt”. Die Gleise liegen heute am rechten Bildrand im Bereich der Baustelle.

Bergbahnwagen 3 

Die obere Bergbahn (Königstuhlbahn) befindet sich noch weitgehend im Originalzustand von 1907. Die beiden Wagen mit den Nummern 3 und 4 wurden in Heidelberg von der Firma Fuchs gebaut. Das Foto zeigt den Wagen 4 am Tag der Wiedereröffnung nach der Modernisierung (23.3.2005) bei Ausfahrt aus der Talstation Molkenkur.


Industriebahnen und Gleisanschlüsse, Werks- und Feldbahnen

Heidelberg ist keine Industriestadt. Die Produktionsstätten der großen Unternehmen (Heidelberger Zement, Heidelberger Druckmaschinen) wurden schon vor Jahrzehnten in das Umland verlagert. Im Stadtgebiet hatten, soweit bekannt, die Schlachthöfe, das Gaswerk, die Waggonfabrik Fuchs bzw. ihre Nachfolger und die Schrotthandlung Hutt eigene Lokomotiven. Das Industriegebiet Rohrbach Süd ist von einer Industriebahn erschlossen (Anschlußnehmer Heidelberger Straßenbahn, Betriebsführung DB). Wichtigster Unteranschließer ist hier das Portland-Zementwerk Leimen, welches eigene Triebfahrzeuge besitzt. Im ehemaligen Güterbahnhof wurde noch bis Oktober 2005 ein Recyclingunternehmen bedient.

Nennenswerte Rohstoffgewinnung in der Gegend von Heidelberg fand bzw. findet nördlich an der Bergstraße (Porphyrbrüche bei Dossenheim und Schriesheim) und südlich (Kalkstein bei Heidelberg- Rohrbach, Leimen und Nußloch, Tonerde bei Nußloch und Wiesloch) statt. Alle diese Betriebe benutzten einst Feldbahnen. Heute ist nur noch der Kalksteinbruch in Nußloch (zum Portland- Zementwerk Leimen gehörig) in Betrieb. Der Kalkstein wurde bis 2023 mit einer Drahtseilbahn zum Zementwerk transportiert. Feldbahnbetrieb gibt es schon lange nicht mehr.

Werkslok Schlachthof 

Die Rangierlok BN113 des Städtischen Schlachthofs Heidelberg (Gmeinder & Co., Mosbach (Baden), Nr. 4624/1954, Typ 50 PS) ist im Technikmuseum Speyer erhalten.

 

Auf dem Anschlussgleis des Zementwerks Leimen, welches im Bahnhof Heidelberg- Kirchheim beginnt, wurde diese württem- bergische T3 (89 339) als Werklok der Firma Heidelberger Zement eingesetzt. Sie steht heute im Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein.

O+K-Lok Fa. Hutt 

Die Orenstein & Koppel-Lokomotive der Schrotthandlung Hutt in Heidelberg-Rohrbach, links das Industriestammgleis vom Bahnhof Heidelberg-Kirchheim zum Zementwerk Leimen.
Eine baugleiche Lokomotive setzte die Firma Harvester in ihrem Rohrbacher Werk (ehem. Waggonfabrik Fuchs) ein.


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